Schifffahrt
Lauter Ruf nach Finanzhilfe
Die Coronakrise hat für viele Branchen massive wirtschaftliche Folgen. Auch die Schifffahrt in der Schweiz leidet: an fehlenden Passagieren und unverstandener Maskenpflicht. Sie fordert schon länger finanzielle Unterstützung des Bundes.
Wegen der Pandemie und der vom Bund verordneten Betriebseinstellung im Frühjahr mussten die Schifffahrtsbetriebe die Einführung des Sommerfahrplans verschieben und ihr Personal in die Kurzarbeit schicken. Noch jetzt sind die meisten Schiffe nicht ausgelastet. Im Vergleich zum Vorjahr liegen die Frequenzen zwischen 30 und 50 Prozent tiefer, wobei jene Linien besonders betroffen sind, die normalerweise viele ausländische Fahrgäste verzeichnen. Vermutlich hat sich auch die am 6. Juli eingeführte Maskentragpflicht negativ auf die Passagierzahlen ausgewirkt. Gerade auf den Aussendecks der Schiffe wird diese nicht verstanden. Die Branche geht davon aus, dass sich dadurch ein zusätzlicher Passagierrückgang von 10 bis 20 Prozent ergibt. Ein Gesuch, die Maskenpflicht auf Aussendecks der Schiffe aufzuheben, liegt noch immer unbeantwortet bei Bundesrat Berset...
Die Situation ist auch fürs Personal schwierig. Viele Mitarbeitende sind seit Monaten in Kurzarbeit, oder müssen aufgrund der ausbleibenden Passagiere nun wieder damit rechnen. Beispielsweise reduzieren die BLS und auch die Bielersee Schifffahrt ihr Angebot wieder um 15 beziehungsweise 25 Prozent. Es wird bei beiden Unternehmen erneut Kurzarbeit eingeführt. Auf dem Vierwaldstättersee (SGV) und dem Lago Maggiore (NLM) bleibt das Angebot weiter reduziert, Kurzarbeit wird weitergeführt. Auch wird der Herbstfahrplan in einigen Unternehmen dünner ausfallen als in den Vorjahren. Bei der Zürichsee-Schifffahrt (ZSG) gilt von Juni bis September der gleiche Fahrplan. Auf den Hochsaisonfahrplan (Juli/August) wurde verzichtet. Das Angebot muss damit nun aber nicht wieder reduziert werden.
Auf dem Genfersee ist die Lage weniger drastisch, das Angebot nicht reduziert. Die CGN führt aber eine Grenzlinie, die nicht zum touristischen Angebot gehört und Abgeltung erhält. Sie gleicht die weniger ausgelasteten Linien aus. Das Personal kann gut beschäftigt werden, auch mit anderen Projekten.
Keine Abfederung des Bundes
Der Bundesrat will die Corona-bedingten finanziellen Verluste der öV-Unternehmen und im Schienengüterverkehr mit rund 700 Millionen Franken abfedern. Das «dringliche Bundesgesetz über die Unterstützung des öffentlichen Verkehrs in der Covid-19-Krise» wird voraussichtlich in der Herbstsession in den Räten behandelt. Die Schifffahrt ist davon jedoch ausgeschlossen; im Rettungspaket ist keine Unterstützung für den touristischen Verkehr geplant. Nichtsdestotrotz werden der Schweizer Schifffahrt in diesem Jahr mindestens 30 Millionen Franken an Einnahmen fehlen. In seiner Stellungnahme zum dringlichen Bundesgesetz hat sich denn auch der Verband öffentlicher Verkehr entsprechend geäussert. Er beantragt, dass der touristische Verkehr in der Sonderbotschaft des Bundes berücksichtigt wird und 50 bis 100 Millionen Franken zur Abfederung der Covid-19 bedingten Ertragsausfälle bereitgestellt werden. Der SEV stützt diese Forderung und wird sich in der kommenden Session auf verschiedenen Ebenen dafür einsetzen. Das Parlament muss in seinen Beratungen korrigierend einwirken!
Chantal Fischer